Der neue Treffpunkt der Gemeinde St. Peter als meditative und kommunikative Gemeinschaft spiegelt sich in zwei Antipoden wieder: Sakralität in der Vertikalen und Profanität als horizontaler Kontrapunkt. Zwei Richtungen – Ost-West und Nord-Süd – ordnen den Städtebau. Der Neubau des Gemeindezentrums dies in Architektur: Der Kirchenraum zeigt sich am Ende der Straße in seiner Höhe und setzt städtebaulich den signifikanten Schlussakzent für das Wohngebiet auf dem Memberg.

Im Inneren wird der „Hof“ zur Mitte des Gebäudes: Öffentlich einladend, kommunikativ und gleichzeitig meditativ beruhigend. Aus der Kreuzung der Verkehrsrichtungen entstehen Wege, Erschließungsbereiche und Flurachsen.

Licht von Osten beleuchtet indirekt transzendent das Innere des sakralen Raumes und verbildlicht das „Aufbrechen“ für die Kirchengemeinde entsprechend ihrer Bedeutung an diesem Ort.
Das direkte Licht aus der Seitenapsis mit Südfenster überlagert die reine Symmetrie bei gleichzeitiger Signifikanz.

Mehrere sakrale Elemente aus der alten Kirche konnten übernommen werden: Das Kreuzwegmosaik, die Figuren des St. Petrus, des Hl. Christopherus und die Marienstatue. Im Obergeschoss wird nochmals die Komplexität des Gebäudes sichtbar: Die große Terrasse mit Aussicht auf das Neckartal ist verwoben mit dem Innenhof und Bezug zu der Überhöhung der Kirche.

Der Kirchraum selbst ist annähernd quadratisch aufgebaut: Haupt- und Neben Symmetrien verorten den zentralen Eingang und die Ausstattung. Eingebaute bündige Sitznischen bilden Plätze für Taufe, Marienstatue und Kredenz. 4 Wand hohe Türelemente lassen den Kirchraum öffnen und für Hochfeste erweitern.

Als Holzart wurde für das gesamte Haus innen und außen Lärche gewählt-  im Innenraum der Bedeutung der Kirche entsprechend in massiver Ausführung.

Die Künstlerin Madeleine Dietz aus Landau gestaltete die liturgische Ausstattung und die Kirchenfenster. Der dunkle Walzstahl von Altar, Ambo und Tabernakel hebt sich bewusst von der sonstigen Möblierung sichtbar ab. Die Farbigkeit der Glaskunst bietet freundliche, je nach Licht sich verändernde Stimmungen im Raum.

Sichtbetonoberflächen, geschalt mit einer feinen Holzstruktur, verbinden alle Räume im Innern des Gebäudes. Lediglich der Kirchraum erhält einen weißen kristallinen Wandputz, um die Besonderheit zu betonen.

Kirche, Gemeinderäume und Kindertagesstätte werden mit einer einheitlichen erdfarbenen Ziegelfassade ummantelt. Sie versinnbildlicht Beständigkeit und Ruhe bei gleichzeitigem Spiel von Licht und Schatten. Das monolithische Erscheinungsbild bindet die Pluralität der Aufgaben des Neubaus zum Stützpunkt für Meditation und zum Mittelpunkt der Kommunikation und Quartiersarbeit der Gemeinde und darüber hinaus.

Projektteam

Berta Bilger, Christina Glass, Benjamin Feller, Kalliopi Gkeka, Stefan Kamm, Anne Silberzahn

Bauherrin

Kath. Kirchengemeinde St.Peter Stuttgart / Kath. Stadtdekanat Stuttgart

Leistungsphasen

1-9

Auszeichnungen

Tag der Architektur 2019 Stuttgart, Beispielhaftes Bauen 2019, Staatspreis für Baukultur 2020, Hugo Häring Auszeichnung Guter Bauten 2020, Longlist DAM Preis für Architektur in Deutschland 2021

Veröffentlichungen

12 2022 Deutsches Architektenblatt St. Peter Stuttgart Bad Cannstatt
07.01.2020 Detail St. Peter Stuttgart Bad Cannstatt
13.11.2019 german architects Bau der Woche Turm und Hof Gemeindezentrum St. Peter Stuttgart Bad Cannstatt
11.2019 Deutsche Bauzeitung Seite 64 Gemeindezentrum St. Peter Stuttgart Bad Cannstatt
29.06.2019 Tag derArchitektur Kinderhaus Mönchweiler
29.06.2019 Tag der Architektur Kirche St.Peter
17.05.2019 Baunetz St Peter Turm und Hof

Rohbau

Fa. Bürkle Stuttgart

Fotos

© Brigida González Stuttgart

Fotogalerie